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Die Deifelder lassen bei Hochzeiten die Peitschen knallen

Mit dem Knappen erhalten wir in Deifeld eine lieb gewonnene Tradition am Leben.

Wie es schon seit Jahrhunderten in Deifeld geschehen ist, wird auch heute noch einem jungen Paar kurz vor der Hochzeit geknappt. An dieser Knapperei nimmt das ganze Dorf teil. Man trifft sich des Abends und geht gemeinsam zu dem Haus, wo das junge Paar wohnt. Die beiden Brautleute werden mit Peitschenknällen vor die Haustür gelockt. Dreimal hintereinander wird mit den Peitschen “geknappt”. Die einzelnen Intervalle werden durch einen Pfiff begonnen bzw. beendet. Nachdem dem Paar geknappt wurde, werden alte Deifelder Knappelieder gesungen. Zwischendurch müssen selbstverständlich die Stimmbänder mit Schnaps und Bier geölt werden.

Ein weiterer Höhepunkt einer jeden Knapperei ist das Verlesen des Jagdbriefes, welcher von der Dorfjugend in mühevoller Kleinarbeit gedichtet wurde.

In diesem Schriftstück sind alle Schandtaten und kleineren Jugendsünden der beiden zukünftigen Eheleute erfasst und werden nun dem Dorf bekanntgegeben.

Nach dem Jagdschein werden wiederum schöne, alte Knappelieder gesungen und dann wird dem zukünftigen Ehemann der Jagdschein feierlich überreicht. Daraufhin wird noch ein Schnäpschen auf das Wohl des jungen Paares getrunken, bevor man sich in einer Gaststätte im Dorf trifft, wo der junge Bräutigam nochmals tief in die Tasche greifen muss.

Nachfolgend finden Sie einen Jagdbrief abgebildet, welcher Deifeld & Wissinghausen freundlicherweise für die Chronik anlässlich der 750 Jahrfeier (1987) zur Verfügung gestellt wurde:

Knappebrief / Jagdbrief

Heut wollen wir beim Hänser grunzen, denn dieser, der ist sehr am strunzen.

Wir brauchen dabei keine Bläffe, denn ‘ne Bläffe kennt nichts als Gekläffe.

Wir produziern’s im guten Ton, ganz nebenbei auch Spott und Hohn.

Wir woll’n versuchen Euch unseren Segen zu geben und nebenbei noch ganz kräftig einen zu heben.

Nun Hänser, tu se mal her die alten Humpen, wenn Du kein Sprit mehr hast, werden wir Dir was pumpen.

Und du Oma, mach’ schnell das Sägemehl heiß, damit Du fertig kriegst das Frikadellengeschmeiß.

Und nun zu Euch, unserem jungen Paar, die erst heiraten wollten in einem Jahr.

Doch plötzlich sind sie ganz schnell geworden, Mensch Willi, Du bekommst den Blitzheiratsorden.

Wie kommst Du nur auf solche Sachen, uns Junggesellen so allein zu lassen?

Du gehst in die Ehe und wir in die Kneipe, Du kriegst se von der Frau und wir se mit der Greipe.

Wie kannst Du nur solche Sachen drehen? Deinem alten Herrn zittern schon die sechs Zehen.

Ja, er hat ein sexy Füßchen – einer gab der Pranke schon Küsschen.

Er hätt sich dabei fast festgebissen und ihm den Ableger fast herausgerissen.

Mit seinen Grandeln benagt er den Stumpen und Hänser trank sich gemütlich einen Humpen.

Nur Oma rief iii.Mensch lass das sein, der Zeh soll auch noch in die Frikadellen rein.

Das ist Aroma, sehr gut für die Näse, die Leuten denken dann, es wär’ Harzer Käse!”

Oh Schreck, bald hätt ich euch beiden vergessen, Mensch Elsbeth, kommst Du etwa aus Essen?

Wie bist Du eigentlich an dies Kalfakter gekommen? Ich glaub, Du hätt’st dich lieber eines Besseren besonnen.

Weiß Du noch, damals in Essen-Werden, Deine Affäre mit ‘nem Millionenerben?

Der mochte Dich gern, sofort auf der Stelle und nun sollst Du hier braten ‘ne zähe Frikadelle?

Wenn Du kommst aus der Kirche nach Hanses herein, stellt Dich die Oma sofort als Handlanger ein.

Dann kannst Du Küche und Lokus putzen, den die Schluckspechte oftmals sehr verschmutzen.

Doch hast Du Glück mit der Schwiegermama, mit der kommst Du aus, sehr gut sogar.

Der Schwiegerpapa ist auch ganz okay, obwohl der hat zuviel einen Zeh.

Ins Bier spuckt er rein, doch die Schnäpse er mag, denn beim 50. Sprit wird er erst schwaak.

Doch wie wirst Du wohl fertig mit Deinem Gemahl, will erst seh’n, nee, heute trägt er keinen gelben Schal.

Ja, der Wilhelm, das ist ein Lui, ein ganz scharfer, den pückt ja noch immer der langstielige Hafer.

Erst gestern ist er noch fremdgegangen. Er wollte wieder mit Berges Evelyn anfangen.

Ja damals, da waren die beiden verliebt, doch Berggeist war schneller, der hat sie gekriegt.

Auch mit Aurmes Ulla wollte es nicht recht klappen, wir wollten sie damals zwar schon knappen.

Doch für Ulla gehört es sich zum guten Ton, zu warten bis einer kam aus Bonn.

Sie hat es für unseren Bürgermeister getan, denn dieser fängt bald in Bonn beim Bundestag an.

Er will dort in Steuersachen Karriere machen, einige Leute hätten dann nichts mehr zu lachen,

sie hätten kein Geld mehr und würden ganz klein und könnten dann ziehen ins Backhaus ein.

Ja Willi, wenn Du genug hast zum Saufen, kannst Du beiden da drüben als Rausschmeißer brauchen.

Wenn der eine prustet und der andere singt, verlassen die Gäste das Lokal geschwind.

Doch will ich Dir nicht ins Geschäft reden rein schütt’ lieber den Knappelüden noch einen ein.

Der Musik gib noch ein paar Sprit, denn ohne Sprit, da geht die Musik nitt!

Nun will ich enden meinen Brief, Du gehst jetzt in den Keller tief

und schlägst ein paar Hekto Süppchen an, damit jeder saufe, soviel er kann.

Deinem alten Herrn, dem tuts zwar schon wehe, doch zeigt er uns heute noch seine Zehe.

Wir woll’n Euch heut nicht mehr reden dazwischen morgen früh wird uns die Oma schon um die Beine rum wischen.

Gegen fünf, wenn schon die Hähne kräh’n, werden wir erst nach Hause geh’n.

Wir wünschen Euch beiden ein langes Leben, darauf wollen wir auch kräftig einen heben.

Wenn Ihr noch wollt machen einen Witz, dann sagt “Wir treffen uns gleich bei Jopes Fritz!”

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